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Schwangerschaftsbedingte Hauterkrankungen

Relativ häufig kommt es zu Veränderungen der Haut in der Schwangerschaft. Hier muss unterschieden werden, ob es sich um eine schwangerschaftsbedingte Hauterkrankung handelt – oder um eine Hauterkrankung, die unabhängig von der Schwangerschaft besteht, aber eventuell durch die Schwangerschaft deutlicher in Erscheinung tritt.

Hier soll es um die typischen schwangerschaftsbedingten Hauterkrankungen gehen. In erster Linie zählen dazu vier „schwangerschaftsspezifische Dermatosen“:

  1. Polymorphe Schwangerschaftsdermatose
  2. atopische Schwangerschaftsdermatose
  3. Pemphigoid gestationis (früher: Herpes gestationis)
  4. intrahepatische Schwangerschaftscholestase

Die polymorphe Schwangerschaftsdermatose ist die häufigste schwangerschaftsbedingte Hauterkrankung (Inzidenz 1:130 bis 1:300). Andere Bezeichnungen hierfür sind „polymorphic eruption of pregnancy“ (PEP) oder „pruritische urtikarielle Papeln und Plaques in der Schwangerschaft“ (PUPPP). Die Erkrankung tritt meist im dritten Trimenon (letztes Schwangerschaftsdrittel, ab der 29. Schwangerschaftswoche) auf.  Es sind häufiger Frauen in ihrer ersten Schwangerschaft betroffen. Es zeigt sich ein sehr starker Juckreiz, beginnend meist mit einem Ausschlag am Bauch, insbesondere an Schwangerschaftsstreifen, der Bauchnabel wird typischerweise dabei ausgespart. Der Ausschlag kann sich dann weiter ausbreiten und auch Arme und Beine betreffen. Als Therapie wird meist mit „Antijuck-Cremes“ (topische Antipruriginosa, wie z.B. Antihistaminika) oder auch kortisonhaltige Cremes gearbeitet. Unterstützend können lokale Kühlung, beruhigende Emulsionen und Bäder angewandt werden. In der Regel klingen die Beschwerden im Laufe des Wochenbetts ab.

Die atopische Schwangerschaftsdermatose ist die zweithäufigste schwangerschaftsbedingte Hauterkrankung (Inzidenz 1:300 bis 1:450). Die Erkrankung tritt oft früher als die polymorphe Schwangerschaftsdermatose auf, zum Teil bereits im ersten Schwangerschaftsdrittel, oft im zweiten Schwangerschaftsdrittel. Als Ursache wird eine genetisch bedingte Veranlagung zur Ausbildung einer Atopie, also einer Überempfindlichkeit der Haut im Sinne einer Neurodermitis, vermutet. Es zeigen sich Ekzeme im Bereich der Beugeseiten von Armen und Beinen, im Gesicht und am Hals. Der Bauch ist eher selten betroffen. Auch hier wird mit „Antijuck-Cremes“ (topische Antipruriginosa, wie z.B. Antihistaminika) und kortisonhaltigen Cremes therapiert. Dazu kommt eine rückfettende und feuchtigkeitsspendende Hautpflege.

Der Pemphigoid gestationis ist eine Autoimmun Erkrankung, die selten ist (Inzidenz 1:10.000 bis 1:60.000). Sie tritt meist in der zweiten Schwangerschaftshälfte auf. Es zeigen sich meist Blasen und Bläschen, oft beginnend um den Bauchnabel herum. Im Verlauf kann die gesamte Haut betroffen sein, wobei Gesicht, Hand- und Fußflächen ausgespart sind. Auch Schwangerschaftsstreifen sind eher nicht betroffen. Die Mutter bildet durch die Erkrankung Auto-Antikörper, die über den Mutterkuchen auch zum Kind gelangen können. Beim Kind können daher auch Hautveränderungen auftreten, die sich nach Geburt zurückbilden. Es besteht ein kleines Risiko, dass die Funktion des Mutterkuchens eingeschränkt ist, so dass regelmäßige Kontrollen des kindlichen Wachstums in der Schwangerschaft empfehlenswert sind. Auch hier wird mit „Antijuck-Cremes“ (topische Antipruriginosa, wie z.B. Antihistaminika) und kortisonhaltigen Cremes therapiert. Gegebenenfalls kann auch Kortison als Tablette gegeben werden. In sehr seltenen Fällen können Immunglobuline oder auch eine Immunapharese eingesetzt werden. Es besteht ein Risiko, dass in nachfolgenden Schwangerschaften die Erkrankung wieder auftritt.

Die intrahepatische Schwangerschaftscholestase (ICP) ist eine Erkrankung der Leber, bei der bestimmte Substanzen nicht mehr gut über die Leber ausgeschieden werden können. Durch die Anhäufung dieser Substanzen kommt es zu einem Juckreiz der Haut, wobei hier keine Hautveränderungen bestehen (im Laufe kommt es oft zu Kratzspuren an der Haut aufgrund des Juckreizes). Die Häufigkeit der Erkrankung soll bei 0,7 – 1% aller Schwangeren liegen. Die Erkrankung tritt meist im dritten Trimenon auf. Der Juckreiz beginnt oft an Armen und Beinen und breitet sich dann über den gesamten Körper aus, insbesondere Handinnenflächen und Fußsohlen jucken oft intensiv. Eine Gelbfärbung der Haut (Ikterus) ist selten. Zusätzlich können Oberbauchbeschwerden, Übelkeit und Appetitlosigkeit auftreten. Zur Klärung der Diagnose werden im Blut Leberwerte und Gallensäuren bestimmt. Zur Therapie kann Ursodeoxycholsäure im Off-label-Use* eingesetzt werden. Alternativ wird auch Colestyramin genutzt. Es besteht ein Risiko, dass die Schwangere einen Gestationsdiabetes oder eine Gestose entwickelt. Auch das Risiko für eine Minderfunktion des Mutterkuchens (Plazentainsuffizienz) oder auch einen IUFT (intrauterinen Fruchttod) ist erhöht. Daher müssen die Frauen mit dieser Erkrankung engmaschig kontrolliert werden. Nach Leitlinie ist eine Geburtseinleitung, je nach Laborwerten und klinischem Befund, empfohlen. Es besteht ein Risiko, dass in nachfolgenden Schwangerschaften die Erkrankung wieder auftritt.

 

*Off-label Use: Gebrauch eines Medikamentes außerhalb der zugelassenen Anwendungsbereiche


Bildnachweis: Isabella Angélica auf Unsplash.