Die prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) ist eine schwere Form des prämenstruellen Syndroms (PMS). Es ist vor allem gekennzeichnet durch Stimmungsschwankungen, Wut & Reizbarkeit, depressive Verstimmung und Ängste – meist in der Phase zwischen Eisprung und Regelblutung.
Nach Studien leiden 3 – 8 % aller Frauen vor den Wechseljahren unter einer PMDS, ungefähr 30 % aller Frauen leiden unter einem PMS. Damit ist handelt es sich um ein relativ häufig auftretendes Krankheitsbild.
Als Ursache werden verschiedene Faktoren diskutiert: da die Beschwerden überwiegend in der Lutealphase (zwischen Eisprung und Regelblutung) auftreten, bestand lange die Theorie, dass ein Ungleichgewicht zwischen Progesteron (durch Eisprung gebildet) und Estradiol die Ursache sei. Untersuchungen haben allerdings gezeigt, dass die Laborwerte bei Frauen mit PMDS und bei nicht betroffenen Frauen keine Unterschiede bezüglich des Progesteron- / Estradiol-Verhältnisses zeigten. Auch die Substitution von Progesteron in der Lutealphase zeigt meist keine Besserung der psychischen Symptomatik. Neuere Untersuchungen zeigen, dass bei Frauen mit PMDS hormonelle Abläufe im Gehirn durch das zyklische Geschehen und insbesondere durch den Eisprung anders beeinflusst werden als bei Frauen ohne PMDS. Relevant sind dabei Wirkungen über den GABA (Gammaaminobuttersäure)-Rezeptor und über den Serotonin- Stoffwechsel im Gehirn.
Für die Diagnosestellung ist es sehr wichtig, einen Zykluskalender zu führen. Relevant ist hierbei, die verschiedenen psychischen Beeinträchtigungen tageweise zu erfassen. Die WHO hat 2019 das PMDS als eigenständige Erkrankung definiert und dabei folgende Symptome als Diagnosekriterien festgelegt:
Hauptsymptome:
- deutliche Affektlabilität
- deutliche Reizbarkeit / Wut
- deutliche depressive Verstimmung
- deutliche Angst / Anspannung
Nebensymptome: Konzentrationsstörungen, sinkendes Interesse an üblichen Aktivitäten, Lethargie / leichte Ermüdbarkeit / deutlicher Energieverlust, Appetitveränderung / Heißhunger, Schlafstörungen, Kontrollverlust / Gefühl des Überwältigtseins, körperliche Symptome, z.B. Brustspannen, Blähbauch
Nach WHO ergibt sich die Diagnose eines PMDS, wenn fünf Symptome und davon mindesten ein Hauptsymptom in der Mehrzahl der Zyklen in der Woche vor Beginn der Regelblutung auftreten und diese Symptome sich nach Beginn der Regelblutung bessern.
Die Therapie-Möglichkeiten ergeben sich aus der Ursache. Die Symptome werden durch die hormonellen Veränderungen im Zyklus und deren Wirkung auf das zentrale Nervensystem verursacht.
- Therapie mit selektiven Serotonin- bzw. Serotonin/Noradrenalin Wiederaufnahmehemmer (SSRI bzw. SNRI) im Off-label Use*
- Unterdrückung des Eisprunges, z.B. mit einer Mikro- oder Minipille, oder mit einer anderen Hormontherapie, die die Ovulation unterdrückt
- Psychotherapie und Erlernen von Selbsthilfestrategien, zum Beispiel über FINE – Frauenpsychosomatik im Netzwerk
Wenn die betroffene Frau diese drei Therapie-Möglichkeiten nicht wünscht, kann ein individueller Versuch mit Mönchspfeffer (Agnus castus) oder mit Kalzium-Gabe (600mg 2x tgl.) erwogen werden. Außerdem finden sich als alternative Therapie-Ansätze noch folgende Substanzen: Vitamin E, Vitamin B6, Magnesium, Myo-Inositol, Johanniskraut, Nachtkerzenöl, Safran und Ginko biloba Extrakte. Die Studienlage dazu ist allerdings schlecht.
Als nichtmedikamentöse Therapie gilt die Umstellung des Lebensstils als wichtiger Aspekt. Zuviel Süßigkeiten, Junk Food und Kaffee können Symptome verstärken. Eine Besserung kann durch Sport, ausgewogene Ernährung, Verzicht auf Alkohol und Zigaretten und ausreichend Schlaf erzielt werden.
*Off-label Use: Gebrauch eines Medikamentes außerhalb der zugelassenen Anwendungsbereiche
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