Klar, die Überschrift „Ist die Pille böse?“ ist provokant formuliert. Ich beobachte jedoch seit einigen Jahren, dass viele Frauen die Pille zunehmend kritisch sehen. Und auch in vielen Online-Artikeln werden die Risiken und Nebenwirkungen der Pille in den Mittelpunkt gestellt.
In meiner täglichen Arbeit sagen mir Frauen oft: „Ich will ganz natürlich verhüten“ oder: „Ich will auf jeden Fall ohne Hormone verhüten, die haben ja so viele Nebenwirkungen“.
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Das gesamte Thema Verhütung ist komplex, und ich möchte hier ein paar Aspekte aufzeigen, die meiner Meinung nach jede Frau für sich bedenken sollte, wenn sie über ihre Verhütung nachdenkt.
Was sind Nebenwirkungen?
Unter Nebenwirkungen (oder auch „unerwünschte Arzneiwirkungen“) versteht man Wirkungen des Medikamentes, die nicht beabsichtigt waren und zusätzlich zur Hauptwirkung auftreten. Im Beipackzettel der Pille finden sich zahlreiche Nebenwirkungen. Einige dieser Nebenwirkungen waren bereits bei der Zulassung bekannt, jedoch relativ viele kommen im Laufe der Jahre dazu, da es für zugelassene Medikamente ein Meldeverfahren für Nebenwirkungen gibt. Ältere Medikamente haben daher mehr bekannte Nebenwirkungen als neue Präparate, mit denen noch nicht so viele Erfahrungen vorliegen. Der Beipackzettel enthält eine Aufzählung unerwünschter Wirkungen, die aufgetreten sind, während eine Frau die Pille eingenommen hat – die Kausalität ist dabei überwiegend nicht geklärt. So gibt es als Nebenwirkung sowohl die Gewichtszunahme (Macht die Pille dick?), als auch die Gewichtsabnahme.
Wie sicher sollte die Verhütung sein?
Wie schlimm wäre es, ungeplant schwanger zu werden? Ein Maß für die Sicherheit und Zuverlässigkeit einer Verhütungsmethode ist der Pearl-Index (nach dem Biologen Raymond Pearl). Der Pearl-Index gibt an, wie viele von 100 Frauen unter Verwendung einer Verhütungsmethode im Laufe eines Jahres schwanger werden. Die Zahlen sind zum Teil heiß diskutiert und man sollte immer beachten, ob es sich um die Angabe mit Anwendungsfehlern oder um die „perfekte Anwendung“ handelt. Hier die Zahlen von pro familia: www.profamilia.de/themen/verhuet…
Was ist natürlich?
Heute gehört es zu den Idealen, dass alles ganz natürlich, gesund, ganzheitlich, rein, biologisch, authentisch, ehrlich und so weiter sein soll. Das sind alles Schlagworte, die selten mit wirklicher Bedeutung gefüllt werden. Was bedeutet „natürlich“ im Zusammenhang mit der Verhütung? Eigentlich ist es das Natürliche für eine erwachsene Frau, entweder schwanger zu sein oder gerade zu stillen… Das mit der Natur und der Verhütung sind also zwei Dinge, die sich schlecht miteinander vereinbaren lassen. Bei den Methoden der natürlichen Familienplanung wird durch die Beobachtung des Körpers (Temperatur und Zervixschleim) ermittelt, wann die fruchtbare Zeit ist. Das ist dann der „natürliche Weg“ der Verhütung. Sind dann alle anderen Methoden unnatürlich? Mit diesem Gedanken mag ich mich nicht so recht anfreunden…
Welche wirtschaftlichen Interessen stehen dahinter?
Damit meine ich sowohl die Interessen der Pharmaindustrie, als auch die von Herstellern von Wearables, Apps, E-Books & Co. zum Thema Verhütung. Zusätzlich zum ohnehin schon komplexen Thema Verhütung gibt es noch zahlreiche weitere Interessenträger. Letztlich wollen alle Geld mit dem Thema verdienen: Die Pillenhersteller mit einem möglichst hohen Umsatz von möglichst teuren Medikamenten, die Wearables-Hersteller mit dem Verkauf von tollen Gadgets. Auch die innovativen Apps und das passende E-Book oder das (Online-) Coaching sollen sich gut verkaufen. Wenn Werbung für diese Produkte gemacht wird, sollte jede Frau schauen, aus welcher Quelle die Informationen kommen und welches Interesse dahinter steht. Bei Wearables und Apps sollte außerdem stets der Datenschutz bedacht werden: Was wird alles erfasst? Und wo landen dann diese Daten?
Übersicht über die verschiedenen Verhütungsmethoden:
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